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#gesichtzeigen Simone Raatz

Vom Silber zum Silicium 

Diesen Slogan fand ich immer passend für Freiberg. Warum? Er bildet ein ideale Verbindung zwischen dem historischen Silberbergbau und den neuen wirtschaftlichen, aber auch wissenschaftlichen Entwicklungen, basierend auf einer Vielfalt an u.a. auch für die Energiewende benötigten Rohstoffen, in unserer Stadt, unserer Region. Er macht deutlich, wofür Freiberg schon seit vielen Jahrhunderten steht, nämlich für die Erkundung, (Rück-) Gewinnung und Verarbeitung von mineralischen und metallischen Rohstoffen. Über diesen langen Zeitraum haben sich, basierend auf diesem Wissen und der entsprechend ausgebildeten Fachkräfte, eine hohe fachliche Kompetenz, eine wirtschaftliche und Forschungsstruktur sowie funktionierende Netzwerke herausgebildet, die ihresgleichen suchen. Auch darum ist die Stadt Freiberg bis heute finanziell gut aufgestellt. 

Und auch für mich persönlich schließt sich mit diesem Slogan ein Kreis. Nach meinem Chemiestudium an der Martin- Luther-Universität Halle-Wittenberg habe ich meine berufliche Tätigkeit am Forschungsinstitut für Aufbereitung (AdW) an der Chemnitzer Straße begonnen, das sich insbesondere mit der Aufbereitung primärer Rohstoffe befasste. Nach verschiedenen Stationen u.a. an der TU Bergakademie Freiberg und dem Deutschen Bundestag arbeite ich nun am Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF), welches zum Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) gehört, und sich am selben, allerdings nun zum großen Teil sanierten, Standort befindet. Hier beschäftigen sich mittlerweile 180 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 30 Nationen sowie zwei Ausgründungen mit zusätzlich etwa 30 Beschäftigten mit gesellschaftlich hoch relevanten Fragestellungen. Nämlich, woher die insbesondere metallischen Rohstoffe, die wir beispielsweise für die Transformation unseres Energiesystem (alleine der Netzausbau benötigt Unmengen an Kupfer) benötigen, eigentlich kommen sollen und woraus und wie man sie gewinnen kann. Themen wie nachhaltiges Produktdesign und Kreislaufwirtschaft geraten damit immer stärker in den Fokus unserer Forschung und Entwicklung. Vielleicht kennen Sie sogar eines unserer vielen tollen Projekte? „Circular by Design“ sei an dieser Stelle benannt, da es ein schönes Beispiel für eine über das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert Zusammenarbeit mit regionalen Partnern wie EKM Entsorgungsdienste Kreis Mittelsachsen GmbH und BECKER Elektrorecycling ist. 

Und wofür nun Gesicht zeigen?

Da fällt mir ganz Vieles ein. Ich will mich aber an dieser Stelle auf drei Punkte beschränken: 

  • Für Menschlichkeit und Toleranz: Wie ich bereits erwähnt habe, arbeiten Menschen aus 30 Nationen bei uns am Institut, darunter viele mit einer bemerkenswerten wissenschaftlichen Karriere, die sie vor Freiberg durch die halbe Welt führte. Sie kommen nach Freiberg, um gemeinsam mit uns zukunftsfähige Verfahren und Prozesse zu entwickeln, die die Rohstoffgewinnung umweltfreundlicher und in vielen Fällen überhaupt erst möglich macht (z.B. Seltene Erden aus Elektronikschrotten). Ich möchte, dass sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch alle anderen, die für kurze Zeit oder auch länger hier in Freiberg bleiben wollen, mit Respekt behandelt werden und sich tatsächlich in Freiberg willkommen fühlen. 
  • Für Demokratie: Ich wünsche mir weniger Zuschauer und mehr Mitwirkende, denn Demokratie lebt vom Mitgestalten. Fehler aufzuzeigen, gelingt jedem von uns mehr oder weniger gut. Jedoch mit anderen gemeinsam gute Initiativen zu entwickeln, diese dann mit den erforderlichen Mehrheiten erfolgreich durch die politischen Ebenen zu tragen, ist schon schwieriger. Parteien, als fester Bestandteil unserer parlamentarischen Demokratie, bieten dafür Raum und Möglichkeiten. Ich habe mich bereits in der Wendezeit für die SPD entschieden und bin bis heute aktiv dabei, aktuell als Stadt- und Kreisrätin. Mit meiner Fraktion versuche ich, für Freiberg und für unseren Landkreis Mittelsachsen wichtige Impulse zu setzen. Sicher gibt es eine Vielzahl an Themen, die auch Ihnen wichtig sind. Dann möchte ich Sie ermuntern, wenn Sie es nicht sowieso schon tun, sich entsprechend in die Weiterentwicklung unserer Region einzubringen. Das macht, ehrlicherweise nicht immer, aber doch überwiegend Freude. Denn was gibt es Schöneres, als den Ort, an dem man gern lebt, aktiv mitzugestalten? 
  • Für Bildung und Forschung: Immer weniger junge Menschen entscheiden sich in Deutschland und auch in Freiberg nach ihrer Schulzeit für ein sogenanntes MINT-Studium (MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik- bzw. Ingenieurwissenschaften). Die TUBAF merkt das an ihren Studierendenzahlen, unser Institut an den Bewerberinnen und Bewerbern auf ausgeschriebene Stellen. Obwohl die junge Generation ihre Zukunft heute kritischer als meine Generation sieht und mit verschiedenen- Aktionen z.B. immer wieder auf den Klimawandel aufmerksam macht, entscheiden sich viele der Aktivisten dann doch für andere Studienrichtungen. Das hat sicher verschiedene Gründe, wie andere Interessen, fehlender Unterricht durch Lehrermangel oder eine zu theoretische Wissensvermittlung. Ich glaube, dass an dieser Stelle die regionalen Unternehmen, die Forschungseinrichtungen und bestehenden Netzwerke noch deutlicher als Vorbilder agieren können. Denn das sichert die Arbeitskräfte von morgen und erhält unsere derzeit noch weltweit bekannte Kompetenz im Rohstoffsektor bzw. „vom Silber zum Silizium“. Ich hoffe, man greift den Slogan bald wieder auf! 

PD Dr. Simone Raatz 
Freibergerin, SPD-Stadt- und Kreisrätin 
Admin. Leiterin HIF/HZDR

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