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#gesichtzeigen Rico Neuenfeldt

»Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf…«

Dieses Zitat von Erich Kästner ist etwas, was mich seit den letzten Wahlen in Sachsen antreibt. Ich glaube nicht, dass wir uns noch im Jahre 1928 befinden. Ich denke, wir sind schon etwas weiter. Der Schneeball ist schon ins Rollen gekommen, aber noch hat er keine Lawine ausgelöst. 
Wir haben einen ähnlichen Zündstoff wie zur damaligen Zeit. Auf der einen Seite einen Teil der Bevölkerung, den die Komplexität der Welt und der schnelle Wandel in der heutigen Zeit verängstigt und überfordert. Dieser Teil der Bevölkerung sucht verzweifelt nach Schuldigen, die man dafür verantwortlich machen kann. Psychologisch ein nachvollziehbarer, sich in der Geschichte immer wiederholender Vorgang, welcher zu den grausamsten Ereignissen in der Menschheitsgeschichte geführt hat, zum Beispiel zu den Hexenverbrennungen im Mittelalter oder dem Holocaust im Zweiten Weltkrieg.
Auf der anderen Seite haben wir Akteure, die diese vermeintlich Schuldigen präsentieren. Akteure, welche jede Gelegenheit nutzen, um die Stimmung gegen »die da oben«, die freien Medien oder ausländische Mitbürger anzuheizen. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die sozialen Netzwerke. Posts dienen hauptsächlich dazu, Hass, Neid und Missgunst zu erzeugen, und ein nicht unwesentlicher Teil unserer Gesellschaft erkennt dies nicht, beziehungsweise ist dafür anfällig. Das ist eine sehr gefährliche Mischung, und die Spuren in unserer Gesellschaft sind bereits jetzt unübersehbar. 
Jeder von uns ist gefragt. Seid mutig und nicht gleichgültig. Toleriert oder verharmlost es nicht, wenn diskriminierende Kommentare fallen und Hass, Hetze und Lügen verbreitet werden. Setzt euch für eine Gesellschaft ein, in der sich jeder entfalten und wohlfühlen kann und in der jeder die Möglichkeit hat, seinen Platz zu finden. Stellt euch denen entgegen, die uns spalten und gegeneinander ausspielen wollen. Die auf Grund eures Aussehens, eurer Religion oder Ähnliches sich das Recht herausnehmen zu entscheiden, ob ihr ein guter oder schlechter Mensch seid. Die euch in die linksextremistische Ecke drängen wollen, nur weil ihr nicht deren Meinung seid.
Ich trete für eine bunte und tolerante Gesellschaft ein, so wie ich sie in meinem bisherigen Leben nicht anders kennen und lieben gelernt habe. Bei mir zählt immer der Mensch und das wird auch immer so bleiben. Deswegen zeige ich hier Gesicht und bedanke mich bei allen, die das auch tun oder sich anderweitig für unsere offene Gesellschaft engagieren.

Rico Neuenfeldt

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