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#gesichtzeigen Dr. Michael Stahl

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“. 

Der erste Artikel des Grundgesetzes ist für mich nicht allein die Basis unserer Verfassung und der in ihr niedergelegten Werte unseres Zusammenlebens, sondern zugleich Ausdruck und Zusammenfassung des christlichen Menschenbildes. 
Ich glaube, dass jeder Mensch von Gott einzigartig geschaffen, gewollt und geliebt ist, mit Gaben und Persönlichkeit ausgestattet und berufen wurde, mit seiner je eigenen Persönlichkeit dem Frieden, der Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung zu dienen. 
Das Grundrecht auf freie Selbstentfaltung der Person ist ein konkreter Ausdruck der Menschenwürde. Allein unsere Verfassung setzt der Selbstentfaltung Grenzen, indem die eigene Freiheit dort endet, wo die Freiheit des anderen beginnt. Jedoch ist nur in einer freiheitlichen und der Vielfalt offenen Gesellschaft das Grundrecht auf freie Selbstentfaltung garantiert. 
Diese Ordnung wird in Sachsen durch autoritäre politische Akteure der Neuen Rechten in Frage gestellt. Ihr Ziel einer nach außen abgeschotteten, im Innern vereinheitlichen Gesellschaft würde, wenn diese Akteure politische Macht erlangten, zunächst Konsequenzen haben für Bevölkerungsgruppen, die am Rand stehen und in der Minderheit sind.
Wenn eine politische Kraft aber bereit ist, hier oder dort in die
Grundrechte von Menschen einzugreifen, dann ist sie generell dazu bereit. Ist sie zudem willens, die Menschenwürde zu beschränken, dann greift sie das Fundament unserer Werteordnung an und wird für jeden
Menschen zur Gefahr. 

Das christliche Menschenbild spricht von der Würde des Menschen. Das christliche Gottesbild zeigt einen Gott, der Partei ergreift für die Leidenden, die Benachteiligten, die Randständigen.
Beidem weiß ich mich verpflichtet. Deshalb versuche ich, meinen christlichen Glauben im Reden und Tun nach bestem Wissen und Gewissen zu leben. 

Und ich engagiere mich zivilgesellschaftlich im Netzwerk
„Freiberg für alle“.

Dr. Michael Stahl, Pfarrer der Kirchengemeinden
St. Johannis und Petri-Nikolai Freiberg

2 Comments

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Lieber Dr. Michael Stahl,
danke für Ihre Gedanken.
Seit 1977 lebe ich im demokratischen Teil Deutschlands und bin doch immer wieder hin- und hergerissen: Ja, die Würde des Menschen ist unantastbar und wir sollten im persönlichen Leben versuchen, zu einem Abbild des Göttlichen zu werden. Leider sind und waren wir oft dabei, diese Würde des Menschen mit Füßen zu treten. Sind wir, ist die deklarierte Menschenwürde deshalb so angreifbar?
Menschenwürde muss lebendig ins Leben eingreifen, muss von uns verwirklicht werden.
Allein die Tatsache ist beschämend, dass es Holocaust-Überlebende waren, die uns die Menschenwürde lehrten.
Und ist es mit dem (würdigen) Bild des Menschen nicht ähnlich wie mit unserer Demokratie? Beide müssen der Menschlichkeit Raum geben, müssen mühsam errungen werden, um zu gedeihen.
Beides, Menschenwürde und Demokratie sind kein fertiger Luxus-Waggon, in den wir einsteigen und mitfahren können und je nach Lust aus dem Fenster gucken (auf „das“ oder auf „die“ – „da draußen“ blicken) oder relaxen oder lesen oder vor uns hin dösen.
Beides braucht unser offenes Denken, unser Mitgefühl, unser Engegement.
Dass heute alte, überholte Parolen wieder aufgewärmt werden, ist für mich völlig unverständlich. Dass aber vermehrt Menschen wieder darauf hereinfallen, wenn das „Deutschtum“ oder gar der „Dritte Weg“ propagiert werden, dass wieder künstlicher „Einheitsgeist“ heraufbeschworen wird – die Grundlage jeder Diktatur – das erfüllt mich mit Sorge und Entsetzen.
Für unsere nachfolgenden Generationen ersehne ich mir eine offene Welt Für ALLE in Frieden und Vielfarbigkeit und nicht noch einmal „verbrannte Erde“, um unsere Schein-Ehre zu retten. Mit dem (von rechts benutztem) Slogan „Erwachet!“ möchte ich allen in Erinnerung rufen: Diejenigen, die 1945 Millionen Tote auf dem Gewisasen hatten, diejenigen, die verbrannte Erde in Europa und in ihrem eigenen Land hinterließen, die mit „Einheit“ und „Volk“ und „Vaterland“ die Menschen zum Krieg aufhetzten und in die Irre führten, haben sich letztendlich vor ihrer Verantwortung gedrückt und feige aus dem Staub gemacht, aus dem Leben gestohlen. Wer möchte dem nachlaufen?
Zukunft hat nur ein Leben im MIT-Einander.
Unsere Städte und Dörfer Für ALLE.
FREI-Berg Für ALLE.
In guten Gedanken
Elisabeth M.-G.

Lieber Michael Stahl,
Sie sprechen mir sehr aus den Herzen. Ich freue mich, von Ihnen solche Worte zu hören. Toleranz ist der Weg zum Frieden. Wenn jeder seine eigenen Fehler sieht und seine eigenen Stärken erkennt, dann wird die Gesellschaft wachsen.
Liebe Grüße
Daniela Spottke
Ehemals Storchennest

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