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#gesichtzeigen – Doreen Fröbe

Samenkörnchen der Demokratie

Viele Menschen lieben Gärten. Gärten, durch die man wandelt und staunt, wie sie vor vielen Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten von Landschaftsgärtnern angelegt wurden, um im Laufe der Zeit ihre Fülle zu entfalten und immer wieder neue Perspektiven zu eröffnen. Viele Menschen lieben Gärten, diese Gärten, in denen das Leben, das Wachsen und Gedeihen hautnah im Jahreskreis zu spüren ist: der Boden, der durch Kraft und Sachkenntnis nach der Ruhe eines langen, grau-weißen Winters bearbeitet und vorbereitet wird, winzige Samen, zarte Pflänzchen, die vorsichtig in die Erde gebracht werden, das Beobachten, die Geduld beim Warten auf die ersten kleinen grünen Spitzen, das Gießen, das Schützen vor Kälte und Sturm oder zu heißer Sonne, das Pikieren, das Setzen von Rank- und Wachstumshilfen und das Warten… Wie viele kleine Tiere fühlen sich wohl, finden Nahrung, summen, zirpen, zwitschern. Was für ein Duft zieht über die Ecke mit den Veilchen neben dem rustikalen Mäuerchen aus Freiberger Gneis. Mit welchem Glücksgefühl, welcher Zufriedenheit ruht das Auge auf dem orange-rot-violetten Blütenmeer, dem satten Grün, den reifenden, schmackhaften Früchten…

Ja, Glück und Zufriedenheit bringt mir die Tatsache, dass seit über 30 Jahren mein Arbeitsplatz in unserem schönen Freiberg ein Garten ist, das Beste daran: Es ist kein Barockgarten, kein Schrebergarten, kein Vorgarten. Es ist ein KinderGARTEN. Wie wertvoll ist doch dieser Vergleich, Kinder-Garten. Das heißt: Vorbereiten, Begleiten, Unterstützen, Beobachten, Staunen und Freuen über die Chance, Kindern für die Gestaltung der Zukunft die wesentlichen Voraussetzungen als Samenkörnchen, kleine Pflänzchen mitzugeben. Werte, die eine schöpferische, wertschätzende, empathische, demokratische Auseinandersetzung mit der Gegenwart einer vielfältigen, sich verändernden Gesellschaft ermöglichen. Das ist eine Herausforderung, manchmal auch eine Enttäuschung. Nicht alle Ideen, Strategien, Konsequenzen führen zu gestellten Zielen. Wachsen und Gedeihen folgen einer individuellen Dynamik. Gerade die Vielfalt, die Unterschiede, die Diversität auszuhalten, zu akzeptieren, als Bereicherung anzunehmen, fordert die Kinder in der Gemeinschaft, die Erziehenden als Team und fördert die frühe Demokratiebildung. Die Basis für Dialogfähigkeit liegt in einer sicheren Bindung, im Verwurzeltsein mit der Liebe und Zuwendung der Eltern, der Familie, sicheren Orten, verlässlichen, wichtigen Menschen. Das braucht Zeit, viel Zeit miteinander, Zeit, um aufeinander zu hören. Das braucht Natürlichkeit, Geduld, gute Nerven, Fantasie, Gelassenheit und vieles mehr.

In diesem Jahr feiert unser Evangelischer Kindergarten „Petri-Nikolai“ unter der Trägerschaft des Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeindebundes Freiberg seinen 75. Geburtstag. Das ist ein großes Glück und ein Segen: 75 Jahre bunt und üppig, harter Boden, sanfter Regen, Durststrecken, Sturm und reiche Ernte. Die Gestaltung des Tages mit einer den Kindern zugewandten Haltung und Pädagogik, geprägt durch christliche Werte, hat sich seit 75 Jahren im Wandel der Gesellschaft durch Höhen und Tiefen bewährt. Seit vielen Jahren singen wir ein Lied mit der Zeile: „Ein jeder kann kommen, für jeden machen wir die Türen auf“. Dieses „jeder“ meint eine unvoreingenommene Willkommenskultur allen Familien gegenüber, unabhängig ihres Hintergrundes, ihrer Herkunft, ihrer Nationalität, ihrer Weltanschauung. Dies gilt besonders, wenn sich Familien in Notlagen befinden. Die Ursachen spielen dabei keine Rolle.

Unter unserem Leitbild GEBORGEN-GEACHTET-GESTÄRKT wächst wieder eine neue hoffnungsvolle, selbstbewusste Generation Gestalter der Zukunft mit den Samenkörnchen für gegenseitigen Respekt, Wertschätzung und Toleranz in ihren Herzen heran. Das braucht unser Land, das hat unser Land, das hat Freiberg, das braucht Freiberg! Dafür steht das Team des Evangelischen Kindergartens „Petri-Nikolai“, dafür zeigen wir Gesicht.

Doreen Fröbe

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