Den größten Teil meines Lebens verbrachte ich in Freiberg, und ich fühle mich hier zu Hause. In dieser Stadt habe ich gelacht, gelebt, vielfältige soziokulturelle oder politische Projekte mitorganisiert und bin hier beruflich tätig. Die beschauliche Stadt bietet Nähe, Charakter, zahlreiche Entfaltungsmöglichkeiten und hat ein enormes Potenzial sich weiterzuentwickeln. Freiberg ist vielfältig. Neben der allgegenwärtigen Bergmannstradition gibt es hier interessante subkulturelle Ansätze und immer wieder bunte Farbtupfer.
Die Geschichte der Stadt wurde auch durch Zuwanderung geprägt. Den Silberbergbau entwickelten nicht nur Bergleute aus dem Harz, sondern auch aus Böhmen und Osteuropa, um nur ein Beispiel von vielen aus unserer Historie zu nennen. Die 850-jährige Geschichte Freibergs ist ebenfalls eine Geschichte der gelungenen Integration. Dadurch konnte sich die Stadt zu dem entwickeln, was sie heute ist. Freiberg wäre heute eine wesentlich weniger interessante und kulturell ärmere Stadt, wenn sie lediglich im eigenen Saft geköchelt hätte.
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Träger:innen von Ausgrenzung, Diejenigen, die fremde oder anders wahrgenommene Lebensweisen ausgrenzen, diskriminieren und abwerten, sind zwar nicht unbedingt zahlreicher, jedoch gerade in den letzten Jahren massiv lauter geworden. Niemand sucht sich Geschlecht, Hautfarbe, sexuelle Orientierung oder Herkunft aus – aber jede oder jeder kann selbst wählen, ein toleranter Mensch zu sein oder nicht. Wenn Hass und Hetze ihr Haupt erheben, ist es Sache der Demokraten, Gesicht zu zeigen. Damit Freiberg ein „Freiberg für Alle“ wird.
Christian Walter