„Der Mensch braucht ein Plätzchen
Und wär’s noch so klein
Von dem er kann sagen
Sieh! Dieses ist mein
Hier leb‘ ich, hier lieb‘ ich, hier ruh‘ ich mich aus
Hier ist meine Heimat
Hier bin ich zuhaus.“
(Autor unbekannt)
Ich bin Suaad Marwa und lebe seit 2014 in Freiberg.
In meinem Heimatland Syrien habe ich 13 Jahre als Lehrerin und 24 Jahre im Anwaltsberuf gearbeitet. Auf Grund des Krieges habe ich 2014 mit meiner Familie Syrien verlassen. Unsere Flucht dauerte etwa drei Monate. Wir waren vielen Risiken und Schwierigkeiten ausgesetzt.
Zuerst überquerten wir die Grenze zur Türkei und danach das Meer nach Griechenland. Wir liefen durch Berge und Wälder über Mazedonien, Serbien, Ungarn, Österreich bis nach Deutschland. Gelegentlich hatten wir Glück und wurden ein paar Kilometer im Auto mitgenommen.
Zu den Schwierigkeiten und Gefahren auf dem Weg hatten wir auch Angst vor der Polizei in den Transitländern. Wir wurden mehrmals verhaftet und bis an die Grenzen des Landes, aus dem wir kamen, zurückgebracht. Manchmal wurden wir dort für mehrere Tage unter sehr harten Bedingungen festgehalten. Vor allem in Serbien und Ungarn erfuhren Flüchtlinge Gewalt und wurden unmenschlich behandelt.
Als wir nach Deutschland kamen hatten wir große Angst vor der Polizei. Jedoch wurden wir sehr überrascht von der humanen Behandlung der Hamburger Polizei, die wir als erste Beamte trafen und um Aufnahme als Flüchtlinge baten. Der Polizeibeamte, der uns fotografieren musste, entschuldigte sich sogar bei uns als er merkte, wie unangenehm das für uns war. Dies war das erste Mal, dass sich ein Polizist für eine natürliche, einfache und unbeabsichtigte Unannehmlichkeit entschuldigte.
Anfangs schien es mir unmöglich die deutsche Sprache zu lernen. Ich erfuhr Ermutigung und Hilfe einiger deutscher Freunde noch bevor ich mich für den Sprachkurs einschrieb. Schritt für Schritt konnte ich die deutsche Sprache verstehen und sprechen. Dies half mir sehr, mich schnell in die Gesellschaft zu integrieren. Vor allem als ich 2018 anfing im Familienzentrum des Deutschen Kinderschutzbundes in Freiberg zu arbeiten. Dort habe ich im Team meine zweite Familie gefunden. Ich helfe anderen Flüchtlingen beim Erlernen der Sprache, begleite sie zu Ämtern und Behörden und unterstütze Eltern bei der Suche nach einem Kindergartenplatz bzw. einer Schule. Ich arbeite auch als Arabischlehrerin für Kinder mit arabischer Muttersprache. Im Integrationsgarten des Vereins NABU habe ich viele Freunde gefunden. In einem Übersetzungsteam stehe ich regelmäßig als freiwillige Übersetzungshilfe für Ärzte, Krankenhäuser, Schulen und Ämter zur Verfügung.
Ich bin ein Mitglied des Freiberger Vereins „Neue Heimat“ e.V., in dem sich Menschen verschiedener Nationalitäten treffen. Wir haben schon an vielen Aktivitäten in Freiberg teilgenommen, wie z.B. beim ‚Fest der Kulturen‘ im Tivoli. Gemeinsam mit Frau Heinrich und einigen Frauen aus einem interkulturellen Frauentreff der Evangelisch-Kirchlichen Gemeinschaft Freiberg organisieren wir Ausflüge und Aktivitäten für Familien. Dabei sprechen wir deutsch.
Freiberg ist eine schöne Stadt. Hier habe ich Freiheit und Gleichheit erfahren sowie freundliche Menschen und verschiedene Kulturen kennengelernt.
Ich wünsche mir eine offene und freundliche Stimmung im respektvollen Umgang zwischen den Freibergern und den neuen Bürgern, damit sich alle sicher fühlen können.
Ich kann froh und dankbar sein, hier in Frieden und in einem demokratischen Land leben zu dürfen.
Das bin ich. Das ist mein Gesicht.
Suaad Marwa