Weil es um unsere Gemeinschaft geht!
Nach einem ereignisreichen Berufsleben als Rechtsanwalt und in der Energiewirtschaft begann 2015 für mich in Freiberg ein neuer Lebensabschnitt mit der bislang schönsten und ehrenvollsten Aufgabe. Seit 2015 darf ich Rektor der Bergakademie sein, die zwar die kleinste TU Deutschlands ist, deren internationales Renommee jedoch von kaum einer anderen Universität in Deutschland übertroffen wird. TUBAF ist eine der forschungsstärksten Universitäten Deutschlands mit dem Fokus auf die wichtigen Zukunftsthemen der Welt.
Freiberg kenne ich seit 1993. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie damals das Schloss, das heutige Krügerhaus, der Dom, das Schlossplatz-Quartier, die Häuser, Plätze und Straßen aussahen. Die Mangelwirtschaft der vergangenen 45 Jahre hatte überall sichtbare Spuren hinterlassen. Seitdem hat sich viel verändert in Freiberg, in Leipzig und Dresden und in ganz Sachsen. Die Menschen, die hier wohnen und in den letzten drei Jahrzehnten daran mitgearbeitet haben, die Region in altem Glanz erscheinen zu lassen, können stolz auf diese Entwicklung sein. Wir alle können stolz darauf sein, in einer Stadt zu leben, in der aufgrund der Internationalität der Universität und der Wirtschaft, mehr als 100 Sprachen gesprochen werden. Nein, es ist nicht Babylon, sondern ein für die Region wichtiges prosperierendes Mittelzentrum, in dem die Menschen ihren Weg gehen können. Freiberg, in der Tradition und modernste Industrie, Handwerk und Gewerbe, Bildung und Forschung gleichermaßen präsent sind. Das ist nicht selbstverständlich, sondern hart erarbeitet.
Viele kleinere und größere Krisen mussten seit 1990 bewältigt werden. Niemand wurde zurückgelassen. Auch wenn es dem einen oder anderen so vorkommt, als hätte die gewohnte Herzlichkeit abgenommen und Konflikte zugenommen, so nehmen die Menschen, die in unsere Stadt kommen, dies nicht so wahr. Vielmehr höre ich von den vielen Besuchern, die ich in den letzten neun Jahren begrüßen durfte, immer wieder, wie freundlich und herzlich sie empfangen wurden. Das hat Stil. Wir sollten ihn uns bewahren.
Soziale Kompetenz und christliche Grundwerte haben dazu beigetragen, dass Menschen in Not geholfen wurde und sie in unsere Gesellschaft integriert werden konnten. Für die allermeisten Bürgerinnen und Bürger sind Respekt und Rechtsbewusstsein, Freundlichkeit und Anstand gelebte Grundwerte in dieser Region. Dies alles macht die Universitäts- und Silberstadt Freiberg lebens- und liebenswert. Diese Perle Sachsens lebt die Tugenden des Erzgebirges und Sachsens in bester Weise.
Mindestens 70% der Freiberger fühlen ebenso. Warum das durch eine Minderheit gefährden lassen? Warum zulassen, dass Hass und gesellschaftliche Spaltung herbeigeredet werden und Unzufriedenheit erzeugt und geschürt wird? Wollen wir das Erreichte leichtfertig aufs Spiel setzen und den Demagogen auf den Leim gehen, die nur eigene Interessen verfolgen? Ich bin fest davon überzeugt, das Rechtsradikale, Nazis oder Spalter der Gesellschaft weder Freiberg noch Sachsen guttun. Leider erstarken diese Gruppen wieder und deshalb: Gesicht zeigen für Demokratie, Rechtstaatlichkeit, Grundrechte und Grundwerte einer weltoffenen wirtschaftlich gesunden Stadt – eben Gesicht zeigen für die Perle Sachsens. Und einfach machen, weil es um unsere Gemeinschaft geht!
Prof. Dr. Klaus-Dieter Barbknecht
Sachse aus Überzeugung
Rektor der Technischen Universität Bergakademie in Freiberg