𝗙𝗿𝗲𝗶𝗯𝗲𝗿𝗴𝗲𝗿, 𝗯𝗲𝘄𝗮𝗵𝗿𝘁 𝗲𝘂𝗰𝗵 𝗱𝗮𝘀!
Ich komme aus einer Kleinstadt in der Lausitz und habe mich nach dem Studium an der TU Dresden 1979 unter trickreicher Umgehung der staatlichen Absolventenvermittlung um eine Anstellung in Freiberg bemüht. Von der Altstadt, der Geschichte, der kulturellen Infrastruktur und auch von der landschaftlichen Umgebung Freibergs war ich begeistert.
Auch wenn es Freiberg schwer hat, sich zwischen Chemnitz und Dresden zu behaupten, die Stadt und ihre Menschen haben sich seither beachtlich entwickelt.
Die Atmosphäre der Altstadt mit ihren Biergärten, Cafés und Geschäften zaubert mir ein Lächeln auf die Lippen, wenn vor allem an Markttagen die Straßen und Plätze so richtig bevölkert sind. Schon früh, wenn Lieferautos entladen werden, Menschen zu ihren Arbeitsstellen eilen und Inhaber benachbarter Geschäfte auf einen Schwatz zusammenstehen, ist da eine ganz besondere Stimmung. Etwas internationales Flair hat man beispielsweise bei einem Cappuccino im Campus-Café, wo am Nachbartisch eine Gruppe internationaler Studenten um einen Laptop sitzend in englischer Sprache irgendein fachliches Thema diskutiert. Mit dem Theater, der Philharmonie, den Konzerten im Dom, dem Kino, dem Tivoli und manch anderem sind Umfang und Qualität der Kultur für die Größe der Stadt einmalig.
Freiberger, bewahrt euch das! Kauft auch in der Altstadt ein, nicht nur bei Amazon, besucht das Theater nicht nur zum Bühnenball, geht in ein Domkonzert nicht nur im Advent, geht in das Kino nicht nur zu den Blockbustern und gebt ein Lächeln weiter, auch an Mitbürger, die nicht in Freiberg geboren sind.
Wir leben in einer unruhigen Zeit: Es ist Krieg in Europa. Die globale Erwärmung schreitet schneller voran als erwartet. Eine Pandemie grassierte in der Welt. Viele Menschen im Osten fühlen sich als die Verlierer. Was aber auch immer geschieht, es gibt niemals einen Grund in Nationalismus zu verfallen. Dies wäre doch nur eine Droge gegen die unguten Gefühle, die aktuell sicher jeder kennt. Eine Droge mit verheerenden Nebenwirkungen: „Le nationalisme c’est la guerre“ – Nationalismus, das ist Krieg (François Mitterrand).
Freiberg heute, das ist für mich vor allem die lebendige Altstadt, die erfolgreiche Universität und die international tätigen Institute, High-Tech-Unternehmen und Ingenieurbüros. Alles das ist nicht denkbar ohne die Menschen in ihrer Vielfalt der Nationalitäten und der Kulturen.
Bernd Torchala