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Geben ist seeliger als Nehmen

Eine „Weihnachtsgeschichte“ von Ali Mahlodji, die 1:1 auch in Freiberg so funktioniert. Im Café Momo, in der Stadtwirtschaft, beim Tanken, an der Kasse im Supermarkt … und das „schön, dass es dich gibt“ ja sowieso und überall.

„Manchmal bezahle ich Essensrechnungen von Menschen an Nachbartischen und verlasse dann das Restaurant, bevor sie es vom Kellner erfahren. Gerade eben habe ich im ICE von Nürnberg nach Wien alle Personen im Boardrestaurant eingeladen, ohne dass diese es wissen und ich freue mich diebisch auf deren Gesichter, auch wenn ich diese nicht sehen werde, weil ich gleich den Wagon verlasse. Da ich die Reaktion der Menschen selbst nie mitbekomme, erfahre ich das Glück meistens durch die Reaktion des Kellners, den ich in meine Pläne einweihen muss. Immer dieselbe Frage „Warum machen Sie das?“ und immer dieselbe Antwort „einfach so, warum nicht?“ Und dann erlebe ich sehr oft die Reaktion, dass ich vom Restaurantpersonal auf eine Kleinigkeit eingeladen werde. Das Schöne ist, dass der Kellner und ich uns beide gerade wie kleine Kinder gefreut haben, weil wir etwas Geheimes für andere ausgeheckt haben und uns nur die Vorstellung an die Gesichter der Leute unfassbar happy gemacht hat. Und während des Bezahlvorgangs, der ja geheim stattfinden muss, fühlten wir uns beide wie Geheimagent:innen. Ist es kindisch? ja klar! Macht es Spaß? Und wie! Und bevor jetzt jemand sagt „du bist aber nett – so sollten viel mehr Menschen sein“, hier zwei Gedanken:

1. Ich tue es aus reinem Ego, weil es MICH glücklich macht. Wenn Geben wirklich seliger ist als Nehmen ist meine Handlung der Innbegriff der persönlichen Ego-Befriedigung. Das weiß jede Person, die irgendwann erkannt hat, das Streben nach „noch mehr“ alles ist, nur nicht der Weg zum wahren Glück und dass Tun im Dienst für Andere zum gelungenen Leben führt.

2. Dieses innere Glück kann jede Person verspüren. Und sei es, dass du das nächste Mal an deinen Kollegen denkst, wenn du aus der Firmenkantine etwas zum Knabbern mitnimmst oder einen lieben Menschen einfach anrufst und sagst „schön, dass es dich gibt“ – es muss nichts Großes sein. Denn um was es geht ist das kleine Wunder der bedingungslosen Überraschung, dass uns Menschen in dieser lauten Welt abhandengekommen ist. In diesem Sinne … auf viele kleine Wunder des Alltags, dessen Grund in deinem Tun liegt.“