FFA

Danke für die Unterstützung

Der Brief bekam ein überwältigendes Echo: Innerhalb von dreieinhalb Tagen meldeten sich 3.500 Menschen aus Freiberg oder mit einem Bezug zu Freiberg, denen die Unterzeichnung mit dem eigenen Namen ein dringendes Anliegen war – und es werden immer mehr. Wir bekommen Nachrichten, Zuspruch und Anfragen von Menschen aus ganz Deutschland, die an den Ereignissen in Freiberg und Sachsen Anteil nehmen, darunter zahlreiche Initiativen, die ihrerseits mit einem ähnlichen Brief an die Öffentlichkeit gehen möchten.
Uns ist bewusst, dass der Brief in einem scharfen Tonfall verfasst ist. Dies war aus unserer Sicht notwendig, um zum Ausdruck zu bringen, dass spätestens jetzt eine Grenze überschritten wurde. Das wollten und konnten wir nicht länger schweigend hinnehmen. Aus Freiberg wird zur Zeit ein Bild vermittelt, das das verantwortungsvolle Verhalten der Allermeisten nicht widerspiegelt. Uns ist klar, dass nur ein Teil derer, die an den „Corona-Spaziergängen“ teilnehmen, die Ansichten der rechtsradikalen Organisationen, die unter anderem dazu aufrufen, unterstützen. Es gibt viele Menschen, welche aus ganz verschiedenen Gründen unter der Pandemie oder unter den Maßnahmen, die dagegen ergriffen werden, leiden und die diese „Spaziergänge“ als einzige Möglichkeit sehen, ihrem Ärger, Frust oder Ohnmachtsgefühl Ausdruck zu verleihen. Diese Menschen bitten wir, andere, eigene Protestformen zu finden und sich unmissverständlich von den rechtsradikalen Ansichten der vom Sächsischen Verfassungsschutz beobachteten „Freien Sachsen“ zu distanzieren, die bei den Protesten in Freiberg organisatorisch und medial tonangebend sind.
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, einen Protest, der rechtsstaatlichen Regeln folgt, zu organisieren. Aktuell können es z.B. kleine, ortsfeste Versammlungen sein oder Briefe an politisch verantwortliche Personen. In einem solchen Protest können Kritik und Forderungen konstruktiv formuliert und auch eher ernsthaft gehört werden.
Des Weiteren ist es uns ein Anliegen, den Polizistinnen und Polizisten für ihr ebenso konsequentes wie behutsames Vorgehen am vergangenen Montag zu danken. Das ist für unser Verständnis die oft zitierte Verhältnismäßigkeit: Zu zeigen, dass es klare Regelverstöße sind, zu Hunderten ohne Abstand und Maske durch die Straßen zu ziehen und diese Regelverstöße zu ahnden, gleichzeitig aber die Menschen respektvoll zu behandeln.
Wir möchten gerne alle Menschen zum Gespräch einladen, die sich in ihren Sorgen und Ängsten nicht gehört fühlen, sich aber auch nicht mit Rechtsextremisten gemein machen und von diesen vertreten lassen wollen. Wir suchen aktuell Formate, die auch unter den Bedingungen der Pandemie durchgeführt werden können. Unsere Überzeugung ist: Demokratie hält Meinungsfreiheit aus, auch über staatliche einschneidende Maßnahmen kann und muss diskutiert werden, am Extremismus aber findet Toleranz eine Grenze.
Lasst uns im Austausch bleiben und Brücken zueinander suchen in dieser Krise, die uns alle vor nie gekannte Herausforderungen stellt. Lasst uns gemeinsam die Pandemie besiegen und ihre Folgen mildern.
Herzliche Grüße, Freiberg für alle

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